
Aufstieg
Einen inneren Monolog schreiben
Mit Verwendung einer Schreibanimation zum Perspektivenwechsel von Ulrike Scheuermann*: ein Thema mit dem ich weiterkommen möchte; ich schreibe aus der Perspektive des „Kindes“ als auch der (un)gesunden Erwachsenen.
Hallo Kind! Ich an deiner Stelle, würde so an die Sache heran gehen, dass ich zuerst hinauf gehe und dann hinunterfahre.
Das ist einfach Erwachsene. Beim Skifahren beziehungsweise Tourengehen total plausibel, nachvollziehbar und kein Grund zur Sorge; zumindest runter bin ich noch immer gekommen. Aber im Berufsleben oder auch im sozialen Zusammenleben – was hast du da für Tipps oder Inspirationen für mich? Letztens zum Beispiel beim Amt. Das Amt fühlte sich an wie ein riesiger Kraken, der mit seinen Formular-Tentakeln nach mir griff. Es fühlt sich so eng an, ein enges Korsett, dem ich entkommen möchte. So wenig Handlungsspielraum.
O.k. Kind, du musst dies und jenes machen – und zwar nicht nur gut, sondern so gut, dass selbst Superhelden neidisch werden! 300 %, kein Witz! Und nebenbei bitte noch lächeln wie im Werbespot.
Stop ungesunde Erwachsene! Dieses Handeln und permanent zu Höchstleistungen anfeuern ist mir zu anstrengend. Ich bin klein. Außerdem habe ich mich letztens sooo bemüht und erhielt trotzdem eine Absage. Macht das überhaupt Sinn, dass ich mich so anstrenge? Muss der Aufstieg immer Schweiß bedeuten? Kann ich nicht auch tanzen, springen, fliegen? Könnte das Hochkommen nicht ein Spiel sein?
Geduld, nicht jede Reise ist ein Lift nach oben. Du kannst Spaß haben beim runter wedeln des Hangs. Für den Weg hinauf kannst du dich entscheiden: Du gehst hinauf, fährst mit dem Skilift, lässt dich von Renntieren ziehen, lässt dich tragen oder gleich mit einem Hubschrauber rauf bringen.
Hey, und wenn ich einfach gar nicht hoch will? Geht das auch? Muss ich immer hoch, nur damit ich runterfahren darf?
Irgendwie musst du wohl hoch, wenn du runter fahren willst. Nicht jeder Gipfel verlangt Blut und Tränen. Es gibt viele Wege nach oben: der gemächliche Pfad durch knirschenden Schnee, die luftige Fahrt im Skilift. Muss es zu 100 % der perfekte Weg und der perfekte Tag – an dem deine Sportuhr meint, du seist fit wie eine 20-jährige – sein? Nein. Es gibt einen gewissen Rahmen, sei so pragmatisch wie möglich. Das sind die jetzigen Bedingungen: Du fühlst dich schlapp, ein starker Wind kommt auf und die Aussicht auf eine fabelhafte Abfahrt ist zweifelhaft. Aber denke daran, wie oft du schon Spaß hattest, wie gut dir die Anstrengung beim Hinaufgehen getan hat. Und. Du bist nicht klein. Nicht mehr. Das heißt, du kannst handeln, den Handlungsspielraum austesten, erweitern, ändern. Du bist groß. Es wäre sehr gesund sich auch so zu fühlen. Und wenn du im Hier und Jetzt das noch nicht so richtig fühlen kannst, dann denke ab und an an deinen Zwilling – dein Zukunfts-Ich. Und tue die Dinge, wie er sie machen würde. Der geht da oben lachend los. Schritt für Schritt. Mit großer Vorfreude aufs runter wedeln im Schnee.